Reenactment, leben wie früher

Sich dem Alltag entziehen und einfach mal etwas anderes im Leben machen, solche Gedanken kommen bestimmt bei einigen mal auf. Fabian Kerkhoff, Softwareentwickler der gds GmbH, hebt diesen Gedanken auf das nächste Level und lebt ganz einfach ein anderes Leben. Seine große Leidenschaft ist nämlich das Reenactment.

Unter Reenactment versteht man unter anderem das Nachstellen geschichtlichen Lebens in möglichst authentischer Weise. Dazu besucht Fabian regelmäßig Mittelaltermärkte, vor allem aber Frühmittelaltermärkte. Auf diesen gibt es einiges zu sehen. Aber für viele Märkte müssen gewisse Kenntnisse vorhanden sein, da einige Dinge auch Gefahren mit sich bringen.

Genau aus diesem Grund, werden oftmals Besucher nur mit Bewerbungen zugelassen.

Auf den Frühmittelaltermärkten wird das Leben des 6./Mitte 11. Jahrhundert nachgeahmt. Das ganze Gelände verwandelt sich in ein anderes Zeitalter, jeder hat seinen eigenen Platz auf dem er nach den Marktordnungen „leben“ kann. Teilnehmer müssen etwas darstellen. Ein Beispiel ist das alte Handwerk, dass sie sich selbst beigebracht haben oder in Kursen gelernt haben. Nebenbei können sich die Teilnehmer auch den Kämpfen stellen.

Vor allem der Schaukampf ist ein Spektakel, dass sich die Besucher gerne anschauen. „Krieger“ kämpfen entweder einzeln oder in Gruppen um den Sieg. Es gibt dabei verschiedene Kampfregeln: Es gibt den Schaukampf, also ein normaler Kampf mit abgebremsten Schlägen, mit jeweils unterschiedlichen Regelsystemen oder den Freikampf (Brückenkämpfe, etc.), bei dem man sich nicht zurückhalten muss. Die Kämpfer tragen dabei bestimmte Rüstungen, sowie Polsterungen und benutzen stumpfe Waffen wie Äxte oder Schwerter. Besiegte Kämpfer legen sich auf dem Boden. Der Kampf geht so lang, bis nur noch ein Kämpfer oder eine Gruppe steht. Trotz Regeln kann man schon mal das Feld mit mehreren blauen Flecken verlassen.

Handgemachte, pflanzengefärbte Tunika

So ein Wochenende verbringt Fabian mit seinem Lager. Ein Lager ist eine Gruppe von Menschen, die die gleichen Interessen innerhalb des Marktes vertreten. In diesem Lager hilft Fabian beim kochen oder lernt zur Zeit Stoffe zu weben. Dies macht er indem er Rohwolle vom Schaf nimmt und diese selber wäscht, auszupft (Dreck,etc.), kämmt oder kardiert, wobei Fasern zum Fließ verarbeitet werden, welches dann gesponnen wird und verwebt werden kann. Da die Leute im Lager viele gleiche Interessen haben, und sich alle gegenseitig helfen, findet man dort auch Freunde fürs Leben.

So treffen sie sich auch außerhalb des Marktes mal für ein Bastelwochenende oder feiern zusammen vor Weihnachten das Julfest. Zum Julfest traf man sich früher, um die Rückkehr der Sonne zu feiern. Bei einem der Rituale hat man z.B. ein großes Feuer gemacht und ein sogenanntes Julrad ins Feuer geschmissen oder angezündet.

„Besonders gefällt mir an meinem Hobby, dass man dem Alltag entfliehen kann und Dinge macht, die man sonst nicht macht. Dadurch, dass man das frühere Leben nacherlebt, erkennt man auch, wie anders die Lebensweise damals war und welche Fähigkeiten benötigt wurden, um für uns selbstverständliche Dinge, herzustellen.

Abgesehen davon, ist die Gemeinschaft super. Man lernt Menschen jeden Alters kennen, sieht sie auch ganz anders, als sie sich vielleicht in der alltäglichen Kultur verhalten. Insgesamt ist jeder sehr locker und freundlich, man hilft sich gegenseitig und Vorurteile gibt es nicht. Leider ist mein Hobby sehr zeitaufwendig, da man einiges mitbringen muss, wie z.B. Materialien, Zelte, Kleidung/Rüstungen usw. und dadurch natürlich auch insgesamt ziemlich teuer. Empfehlen kann ich den kleinen Frühmittelaltermarkt im Mühlenhof in Münster. Dieser befindet sich direkt am schönen Aasee und bietet zusätzlich zu den vorgestellten Handwerken noch einige Shows.“

Hoffentlich konnten wir euch ein kleines Stück einer sehr großen Szene näherbringen. Ich danke Fabian für seine Zeit und wünsche ihm noch viel Spaß bei seinem Hobby!

techno.blogger: Maikel

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